top of page

Zum Lesen des gesamten Kapitels in den Text klicken und dann mit Pfeiltasten oder Mausrolle navigieren.

VIII. Die Welt, welche den

Lebensorganen zugrunde liegt

Ergab sich aus der Betrachtung des Ich-Erlebnisses im Ich-Organismus, im Begriffs- und Lautorganismus ein Bild wie das einer Pflanzenform, welche von oben nach unten strebt, so kann man sich den ganzen übrigen Menschen als das vorstellen, was von unten nach oben sich dem Ich-Erleben entgegenstellt und es in seiner Strömung von oben nach unten hemmt, gewissermaßen in sich selber zurückstaut. In diesem übrigen Menschen ist das Wesen gegeben, welches durch die Geburt ins Dasein tritt. Dieses Wesen ist die zeitliche Voraussetzung dessen, was – im obigen Bilde – von oben nach unten strebt. Man kann also sagen, was sich von unten nach oben dem Ich-Erleben entgegenstellt, betritt mit der Geburt die Erde. In diesem Menschenwesen muß sich also das schon abgespielt haben, was in dem Obigen als die Tätigkeiten beschrieben worden sind, welche die Sinnesorgane bilden. Die Bildung dieser Sinnesorgane kann dann nur so vorgestellt werden, daß die sinnesorganbildenden Kräfte sich als Strömungen in den von unten nach oben strebenden Menschen einbohren. Da stellt sich denn das Bild der von verschiedenen Seiten zustrebenden Kräfte ein. Diese Kräfte umkreisen den Menschen und müssen ihrerseits wieder einer solchen Hemmung begegnen, wie das von oben nach unten strömende Ich-Erleben in dem ganzen von unten nach oben strebenden Menschen. Diese Hemmung ist gegeben, wenn man sich die sinnesorganbildenden Kräfte begegnend denkt denjenigen, welche in den Lebensvorgängen vorliegen. Man denke sich den umgekehrten Gleichgewichtssinn entgegenstrebend der Tätigkeit der Tonkraft, so hat man die Anlage zum Hörorgan; den umgekehrten Geruchssinn stelle man sich entgegenstrebend der Kraft des Wärmeerlebnisses, so hat man die Anlage des Wärmeorgans. Dieses dehnt sich über den ganzen Menschen aus. Es fügt sich diese Tatsache in das Bild, wenn man den umgekehrten Geschmackssinn in der entgegengesetzten Richtung verlaufen läßt wie den umgekehrten Geruchssinn und Gleichgewichtssinn. Es durchläuft dann der umgekehrte Geruchssinn den ganzen Leib, und von der anderen Seite läuft der umgekehrte Geschmackssinn, um sich mit der Kraft des Lichterlebnisses als organbildend für den Gesichtssinn zu erweisen. Im Geschmackssinn selbst wirkt dann organbildend der Stoff, welcher sich im Geruchsinn offenbart und findet seine Hemmung an dem Organismus, der sich durch die übrigen Sinne aufgebaut hat. Im Geruchssinn strebt Stoff-Inneres dem Stoff-Inneren entgegen. Man kommt da zu dem Bilde eines Umkreises, von dem die organbildenden Kräfte ausgehen, um im Menschen wie in der Mitte des Umkreises zu wirken. Würden nur diese Kräfte organbildend wirken, so müßte sich eine ganz andere Gestaltung und Ordnung der Sinnesorgane ergeben, als es in Wirklichkeit der Fall ist. – Das aber kann nur dann sein, wenn die organbildenden Kräfte in ihrer Entfaltung selbst wieder gehemmt werden. – Man nehme an, die organbildende Kraft der Gehöranlage werde an einer Stelle verstärkt, an anderen herabgemindert, dann wird sie sich an einer Stelle besonders bemerkbar machen. Das aber ist dann der Fall, wenn auf die organbildenden Kräfte selbst noch andere wirken. Es ist nun die Frage, ob am Menschen etwas darauf hindeutet, daß es noch solche Kräfte außer ihm gibt. Da zeigt sich zunächst an den Lebensvorgängen etwas Besonderes. Sie laufen fort, auch wenn die Sinneserlebnisse im Schlafe ruhen. Das zeigt, daß in ihren Organen bildende Kräfte sein müssen, welche auch dann wirken, wenn die Sinne ausgeschaltet sind. Die Kräfte, welche die Sinnesorgane bilden, sind also gewissermaßen nur die eine Seite der organbildenden Tätigkeit. Die Lebensvorgänge müssen, bevor sie vorhanden sein können, von den organbildenden Kräften der Lebensorgane vorbereitet sein. Die Kräfte nun, welche den Lebensorganen zugrunde liegen, stehen dem menschlichen Bewußtsein noch ferner als diejenigen, welche die Sinnesorgane aufbauen. In den Sinnesorganen zeigen Kräfte ihre Wirkungen, welche sich durch die Sinnesorgane offenbaren. In den Lebensorganen aber offenbaren sich nicht die Kräfte, die sie aufbauen, sondern erst ihre Wirkungen, nämlich die Organe selbst. Durch das Wärmeorgan empfindet man die Wärme; durch den Lebenssinn die Lebensorgane. Es setzt also die Entstehung der Lebensorgane eine andere Welt voraus als die Bildung der Sinnesorgane. Nun aber müssen sich doch die Sinnesorgane harmonisch einfügen den Lebensorganen. Das heißt, damit Sinnesorgane entstehen können in ihrer entsprechenden Form, müssen in den Kräften, welche die Lebensorgane aufbauen, schon die Anlagen für die Sinne enthalten sein. Damit aber ist die Hindeutung auf eine Welt gegeben, in welcher die gestaltenden Kräfte der Lebensorgane so wirken, daß sie in diesen Lebensorganen die Sinnesorgane veranlagen, sie aber selbst in ihnen noch nicht gestalten. Erst nachdem die Lebensorgane gestaltet sind, prägen sie in die Gestalt dieser Lebensorgane die Sinnesorgane hinein. Nun aber brauchen nicht alle Sinnesorgane in gleicher Art schon in den organbildenden Kräften der Lebensorgane zu liegen. Die Organe des sogenannten Tastsinns brauchen gar nicht darinnen zu liegen. Denn sie spiegeln nur die Erlebnisse der Lebensorgane in sich selbst zurück. Aber auch vom Lebens-, Eigenbewegungs- und Gleichgewichtssinne braucht nichts vorhanden zu sein, was erst eine Bedeutung hat, wenn Sinnesorgane den Lebensorganen eingeprägt sind. Also, was sich auf die gefühlsmäßigen Erlebnisse des Lebens- und Eigenbewegungssinnes an den Sinnesorganen selbst bezieht, ist nicht in den angedeuteten Anlagen enthalten. Damit aber ist auf eine Welt gedeutet, in welcher sich finden die organbildenden Kräfte der Lebensorgane und die Anlagen für die organbildenden Kräfte des Gehör-, Wärme-, Gesichts-, Geschmacks- und Geruchssinnes. – Prägen sich nun die Sinnesorgane den schon bestehenden Lebensorganen ein, so müssen die gestaltenden Kräfte der Lebensorgane in diesen Lebensorganen eine Grundlage geschaffen haben. Auf Grund derselben entwickeln die Lebensorgane die Lebensvorgänge, und in diese Lebensvorgänge hinein strahlen die organbildenden Kräfte der Sinne ihre Strömungen. Diese organbildenden Kräfte haben also an den Lebensorganen eine Hemmung. Gegen diese Hemmung prallt ihre Tätigkeit an. Die Sinne können nur da entwickelt werden, wo es die Lebensorgane zulassen. Das Bild des Menschen ergibt, daß in dem Gegensatze von ›links-rechts‹ und ›rechts-links‹ das gegeben ist, was für die Verteilung der genannten Sinnesorgane in Betracht kommt. Und an dem symmetrischen Bau des Menschen nach diesen Richtungen erkennt man wieder, daß Lebensorgane und Sinnesorgane sich in zweifacher Art aufeinander beziehen. Man braucht sich nur die Sinnesorgane am nach vorne gerichteten Menschen anzusehen, dann kann man z. B. am Ohre das Bild gewinnen, daß das rechte Ohr, insoferne es seinen Ursprung jenem Stadium verdankt, in dem die lebensorganbildenden Kräfte walten, von links nach rechts gestaltet ist, und daß es dann zum Sinnesorgan dadurch geworden ist, daß sich die sinnesorganbildenden Kräfte von rechts nach links der eben gekennzeichneten Gestaltung entgegenstellten. Das Umgekehrte gälte für das linke Ohr. Und ähnliches käme für die anderen symmetrisch geordneten Sinnesorgane in Betracht.

Insoferne der Mensch ein Wesen ist, welches durch Sinnesorgane Erlebnisse hat, kann sein Ursprung in derjenigen Welt gesucht werden, von welcher oben gesagt ist, daß der astralische Mensch aus ihr stamme. Wenn man nun in Betracht zieht, daß die sinnesorganbildenden Kräfte die umgewendeten Sinneserlebnisse selbst sind, so wird man annehmen dürfen, daß man von derjenigen Welt, aus welcher der astralische Mensch stammt, dann spricht, wenn man ein solches Wesen voraussetzt, welches die Sinnesorgane durch Kräfte, die von außen gewissermaßen anprallen, gestaltet. Denn es hat sich gezeigt, daß bei Bildung der Sinnesorgane die umgekehrten Sinneserlebnisse in das menschliche Innere einfließen. Es werden also Bildempfindungen durch diese Kräfte erregt. Die Bildempfindungen aber sind neben Begehrung und Bewegungsimpulsen dasjenige, was auf den Astralleib des Menschen hinweist. Man denke sich nun die Kräfte, welche die Sinnesorgane bilden, auch als Umkehrung von Bewegungsimpulsen und Begehrungen, so hat man eine Vorstellung, wie aus einer sinnenfällig unwahrnehmbaren Welt herein der menschliche Astralleib als Gestalter der Sinnesorganismen entnommen ist. – Damit wird eine der Welt der Sinneserlebnisse zugrunde liegende Welt vorausgesetzt, welche die ›astralische Welt‹ genannt worden ist. Man hat dann alles, was der Mensch sinnenfällig erlebt, als die unmittelbare Wirklichkeit zu nehmen und eine sich in dieser verbergende astralische vorauszusetzen. Die erste heiße die physische Welt. Ihr liegt die astrale Welt zugrunde. Es hat sich nun gezeigt, daß der letzteren eine noch andere zugrunde liegt. In dieser wurzeln die organbildenden Kräfte der Lebensorgane und die Anlagen für Gehör-, Wärme-, Gesichts-, Geschmackssinn. Da sie die Gestaltungskräfte für die Lebensorgane enthält, kann man sagen, daß auch der Mensch selbst, insoferne er in seinem Leibe die Gestaltungskräfte der Lebensorgane hat, aus ihr stammt. Nennt man nun die Summe der die Lebensorgane im Menschen gestaltenden Kräfte (im Sinne von S. 53) den ›ätherischen‹ Leib des Menschen, so kann man anerkennen, daß dieser ätherische Leib in der über die astralische hinaus liegenden Welt seinen Ursprung hat. Es ist nun diese Welt die ›niedrige Geisteswelt‹ genannt worden, wobei wieder bei diesem Namen nichts anderes gedacht werden soll als das hier Angegebene.

Unter den Lebensvorgängen gibt es nun drei, deren Organe über die Welt hinausweisen, in welcher, dem oben Dargestellten gemäß, der Ursprung der Lebensorgane gesucht werden soll. In der Hervorbringung wiederholt der lebendige physische Leib seine eigenen Gebilde, in dem Wachstum setzt er an das Bestehende aus dem Stoffe dieses Bestehenden ein Neues an; in der Erhaltung wirkt Bestehendes auf Bestehendes, und in der Absonderung scheidet aus dem Lebensprozesse etwas aus, das er erst in sich hat. Das sind also Lebensvorgänge, welche sich innerhalb der Lebensorgane selbst abspielen. Nicht so ist es bei Ernährung, Wärmung, Atmung. Diese Prozesse sind nur möglich, wenn die Lebensorgane etwas aus einer ihnen äußeren Welt aufnehmen.

Unter den Sinneserlebnissen sind fünf, deren Organe in der gleichen Art hinausweisen über die Welt, in welcher der Ursprung der den anderen Sinneserlebnissen entsprechenden Organe zu suchen ist. Nach dem oben Dargestellten ist der Geschmackssinn in der Art ein umgewendeter Geruchssinn, daß das Geschmacksorgan das Erlebnis, welches durch den Geruchssinn am äußeren Stoffe empfunden wird, sich nach innen kehrt, so daß der Geruch des schon im Leibesinnern befindlichen Stoffes geschmeckt wird. Der Geschmackssinn setzt also einen Stoff voraus, welcher schon im Organismus sich befindet. Das Geruchsorgan setzt aber den Stoff der Außenwelt voraus. Für den Gesichtssinn geht aus den obigen Betrachtungen hervor, daß sein Organ entsteht, wenn in dieser Entstehung eine Wesenheit wirksam ist, welche die Farbenerlebnisse nicht so behandelt, wie es geschieht, wenn sie durch den Gesichtssinn empfunden werden, sondern wenn sie dieselben in eine Tätigkeit versetzt, welche derjenigen entgegengesetzt ist, von der das Geschmacksorgan aufgebaut wird. Es kann somit, wenn in einem Organismus eine solche Tätigkeit veranlagt ist, ein Gesichtsorgan dadurch entstehen, daß eine vorher bestehende Anlage zu einem Geschmacksorgan in ein Gesichtsorgan umgewandelt wird. Während also ein Geruchsorgan ohne Berührung mit einem äußeren Stoff undenkbar ist, und ein Geschmacksorgan ein nach innen gewendetes Geruchsorgan ist, also einen im Innern vorhandenen Stoff voraussetzt, kann das Gesichtsorgan zustande kommen, wenn ein in der Anlage bestehendes Geschmacksorgan nicht als solches zu Ende geführt, sondern im Innern umgewandelt wird. Dann muß sich auch der Stoff auf einem inneren Wege zu diesem Organ ergießen. Ebenso ist es mit dem Wärmeorgan. Dasselbe kann aus gleichem Grunde, wie der für das Gesichtsorgan angegebene ist, als im Innern in seiner Bildung aufgehaltenes und umgestaltetes Geruchsorgan angesehen werden. (Es wäre damit das Geschmacksorgan als ein einfach umgewendetes, also am Ende seiner Bildung umgestülptes, das Wärmeorgan als ein umgewandeltes Geruchsorgan anzusehen.) Das Gehörorgan ergäbe sich in dem gleichen Sinne als umgewandeltes Gleichgewichtsorgan, das Lautorgan als in seiner Bildung früh aufgehaltenes Organ des Eigenbewegungssinnes, und das Begriffsorgan als gleich in seinem Entstehen umgewandeltes Organ des Lebenssinnes. Die Bildung dieser Organe setzt also keinen äußeren Stoff voraus, sondern es ergibt sich nur als notwendig, daß der im Innern strömende Stoff von höheren Gestaltungskräften ergriffen wird, als diejenigen sind, welche im Geruchssinne walten.

Dagegen ist für das Geruchsorgan die Berührung mit äußerem Stoffe notwendig. Nun setzt der Gleichgewichtssinn zwar nicht die Berührung mit dem äußeren Stoffe voraus, wohl aber eine Beziehung zu den drei Richtungen des Raumes. Wären diese Richtungen solche im leeren Raume, so könnte es den Gleichgewichtssinn nicht geben; er kann nur ein Bestehen haben, wenn der Raum stofferfüllt ist, und die Stofferfüllung von Kräften durchsetzt, mit denen sich der Menschenleib in Beziehung bringt. Zu Kräften müssen aber, wenn eine Wechselbeziehung zustande kommen soll, andere Kräfte in Beziehung stehen. Also muß der Leib des Menschen in sich den drei Kräften des den Raum erfüllenden Stoffes in seinem eigenen Stoffe drei Kräfte entgegensetzen. Der Menschenleib muß also ein Organ haben, welches nicht nur zum äußeren Stoff in einer solchen Beziehung steht wie das Geruchsorgan, sondern durch welches seine drei Kraftrichtungen empfunden werden können. Nun ist oben gezeigt worden, daß in der Bildung des Hörorgans der umgewendete Gleichgewichtssinn als tätig gedacht werden kann. Man setze nun voraus, daß dieser umgewendete Gleichgewichtssinn eine vorhandene Gehöranlage über die Bildung eines Gehörorgans hinausführe, das heißt, diese Bildung nicht abschließe in dem Augenblicke, wo sie Gehörorgan geworden ist, sondern von da ab weiter entwickele. Dann würde aus der Gehöranlage ein Gleichgewichtsorgan werden. In derselben Art kann nun vorgestellt werden, daß der umgewendete Eigenbewegungssinn eine Lautorgananlage über den Charakter der Lautanlage hinausführe. Dann würde durch ein entsprechendes Organ der Mensch nicht Laute wahrnehmen, sondern die Beziehungen empfinden, welche zu Kräften des äußeren Stoffes bestehen. Und wenn der umgewendete Lebenssinn ein Begriffsorgan weit über seine Bildung hinausführte, so würde es durch ein entsprechendes Organ die Beziehung des eigenen Stoffes zu äußerem Stoff empfinden. Damit nun solches möglich ist, müßte sich der Stoff nicht nur wirksam erweisen im menschlichen Leibe, sondern er müßte von außen herein, ohne den Leib zu berühren, in demselben seine Kräfte spielen lassen können. Dann wären in Gleichgewichtssinn, Eigenbewegungssinn und Lebenssinn drei Organe gegeben, welchen die Außenwelt zu ihrer Entstehung notwendig wäre. Vom Tastsinn aber ist dieses ohne weiteres klar, da er nur durch ein verborgenes Urteil eine Außenwelt erkennt, also unbedingt eine solche voraussetzt. – Man kann somit sagen, im Geschmacks-, Gesichts-, Wärme- und Gehörorgan sind Organe gegeben, welche im Organismus durch die Kräfte in ihm strömenden Stoffes gebildet werden können; für Geruchssinn, Gleichgewichtssinn, Eigenbewegungs-, Lebens- und Tastsinn erweist sich der äußere Stoff mit seinen Kräften als eine Bedingung.

Wie die Lebensorgane in Atmung, Wärmung, Ernährung auf die stoffliche Außenwelt weisen, so die Organe der genannten Sinnesorgane. Dagegen setzen Absonderung, Erhaltung, Wachstum, Hervorbringung, Geschmacks-, Gesichts- und Gehör-, Laut-, Begriffs-, Ich-Organismus innere Bildungsprinzipien voraus, die sich nur am verinnerlichten Stoffe betätigen können.

   

bottom of page