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Vorrede.

[zur Erstausgabe]

Ernst Haeckel, dem dies Buch zugeeignet ist, hat in seiner Schrift »Die Welträtsel« (Bonn 1899), von seinem Gesichtspunkte aus, eine Antwort auf die Frage gegeben: »Welche Stufe der Erkenntnis haben wir am Ende des neunzehnten Jahrhunderts wirklich erreicht?« In vorliegender Schrift soll gezeigt werden, welchen Weg die Weltanschauungsentwickelung seit einem Jahrhundert genommen hat, um die gegenwärtige Stufe der Erkenntnis zu erreichen. Der Leser wird sich überzeugen, daß der Verfasser nicht ein fanatischer Bekenner des modernen naturwissenschaftlichen Glaubensbekenntnisses ist, wenn er auch in Ernst Haeckel einen monumentalen Vertreter moderner Denkweise verehrt. Was uns das naturwissenschaftliche Bekenntnis sein kann, und auch wo eine den höheren Bedürfnissen des Menschengeistes Rechnung tragende Ansicht über dieses Bekenntnis hinausgehen muß: darauf glaube ich im Verlaufe meiner Darstellung in gleicher Weise hingedeutet zu haben.

Über die Art, wie ich meine Aufgabe ansehe, habe ich mich in der Vorrede zum ersten Bande ausgesprochen. Wenn ein Beurteiler dieses Bandes nicht erfüllt findet, was ich angestrebt habe, daß »meine scharf ausgeprägte eigene Weltanschauung mir den Blick für die Gedanken anderer nicht getrübt, sondern geschärft habe,« so kann ich darauf erwidern, daß mancher glaubt, recht sachlich und geschichtlich treu zu schildern, wenn er die eigene Gedankenwelt möglichst auslöscht. Ich habe diese Meinung nicht. Ich glaube, daß die eigenen Gedanken erst das volle Verständnis der fremden eröffnen. Der Kreis dessen, was in diesem Buche behandelt werden könnte, ließe sich natürlich auch anders bestimmen, als ich es gethan habe. Der eine wird etwas über Richard Wagner, der andere über Tolstoi suchen. Ich mußte mir Grenzen ziehen, die manchem willkürlich erscheinen werden, und die nur gerechtfertigt finden wird, wer ganz auf meine Absichten eingeht.

Berlin, im Oktober 1900.

Rudolf Steiner.

  

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