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V. Vorgänge im menschlichen Innern

Der ›astralische Mensch‹ ist in dem Vorhergehenden nur so betrachtet worden, wie er sich in seinen gefühlsmäßigen Erlebnissen als eine Art Widerspiegelung der Vorgänge der Lebensorgane ergibt. Diese Erlebnisse sind aber nicht die einzigen, welche ihm eigen sind. Zu diesen Erlebnissen kommt hinzu zunächst die Bewegungsfähigkeit des Menschen. Der Mensch bewegt seinen Leib nicht nur auf diejenigen Antriebe hin, welche auf Grund der Lebensvorgänge sich abspielen. Die Impulse zur Bewegung sind in dem Innenleben gelegen, sofern dieses unabhängig ist von den Lebensvorgängen. Doch zeigt die Selbstbesinnung, daß diese Impulse keineswegs immer auf Antriebe des ›Ich-Menschen‹ hin erfolgen müssen; sie stellen sich als instinktive Erlebnisse ein und gehören damit demselben Gebiete an wie die instinktiven Erlebnisse, welche mit den Lebensvorgängen sich zusammenschließen, das heißt dem ›astralischen Menschen‹. – Des weiteren bieten sich als solche Erlebnisse des ›astralischen Menschen‹ diejenigen dar, welche man als instinktive Begehrungen bezeichnen kann. Es entstehen Begehrungen auf Grund sinnenfälliger Wahrnehmungen. Doch zeigt in bezug auf sie die Selbstbesinnung das folgende. Die sinnenfällige Wahrnehmung führt zunächst zu einem Urteil, wenn sie von dem ›Ich-Menschen‹ aufgenommen wird. Dieses Urteil wirkt dann auf den ›astralischen Menschen‹, wenn es zu einer Begehrung führt. Im ›Ich-Menschen‹ bildet sich das Erlebnis: das sinnlich Wahrgenommene ist wertvoll, es erwacht das Interesse dafür. Soll nun das Interesse zur Begehrung werden, so muß das Urteil von einem Impuls des ›astralischen Menschen‹ ergriffen werden. Und auch auf Grund der Erlebnisse, welche mit Lebensvorgängen zusammenhängen, bilden sich Begehrungen. Doch sind die oben gekennzeichneten gefühlsmäßigen Erlebnisse noch keine Begehrungen. Das Erlebnis des Hungers ist noch keine Begehrung. Es weist nur in urteilsartiger Form auf den Lebensvorgang hin. Die Begehrung ist ein selbständiges Erlebnis, das der ›astralische Mensch‹ zu dem Hungergefühl hinzufügt. Daneben gibt es Begehrungen, die im ›astralischen Menschen‹ wurzeln, ohne daß sie angeregt sind durch Lebensvorgänge oder durch äußere Wahrnehmungen. Gewisse Triebe gehören in das Gebiet, dem solche Begehrungen entwachsen. – Eine dritte Art von selbständigen Erlebnissen des ›astralischen Menschen‹ ergibt sich, wenn man überlegt, wie sich zwischen den Vorgang der Sinneswahrnehmung und das Erlebnis des ›Ich-Menschen‹ noch etwas dazwischenschiebt. Es ist das ›Bild‹, das in dem Wechselverkehr zwischen Sinneserlebnis und ›Ich‹ auf Grund des ersteren entsteht. Das Sinneserlebnis ist vorübergehend; es dauert so lange, als das Sinnesorgan auf den Gegenstand gerichtet ist. Das ›Bild‹ bleibt; aber dies ›Bild‹ ist noch nicht etwas, das zum Urteil, zur Ich-Tätigkeit selbst gehört. Denn man kann erst auf Grund des ›Bildes‹ urteilen. Im Bilde ist ein Erlebnis des ›astralischen Menschen‹ enthalten, nicht des ›Ich-Menschen‹. Man kann das ›Bild‹ auch die Empfindung nennen, wenn man dieses Wort nicht auf das Sinneserlebnis selbst, sondern auf dessen Inhalt bezieht. Empfindungen in diesem Sinne sind die dritte Art von selbständigen Erlebnissen des ›astralischen Menschen‹. – Wie man für den physischen Menschen von Sinnesorganen, für den ›ätherischen Menschen‹ von Lebensorganen spricht, so kann man für den ›astralischen Menschen‹ von Bewegungsimpulsen, Begehrungen und Empfindungen sprechen. Die Organe für diese Erlebnisse können nicht aus dem ›astralischen Menschen‹ selbst stammen, denn dieser muß sie erst haben, bevor er die Erlebnisse machen kann. Die Organe müssen aus einer außerhalb des ›astralischen Menschen‹ gelegenen Welt gebildet sein. Weil aber der ›astralische Mensch‹ in Empfindung, Begehrung und Bewegung solche Erlebnisse hat, deren Impulse in ihm selber wurzeln, er gewissermaßen Beobachter dessen ist, was in ihm selber sich entfalten muß, so können auch die Kräfte, welche die entsprechenden Organe bilden, nur aus einer Sphäre stammen, aus welcher der ganze ›astralische Mensch‹ stammt. Es muß demnach vorausgesetzt werden eine Welt, die zwar außerhalb des ›astralischen Menschen‹ liegt, die aber doch mit diesem gleicher Wesenheit ist. – Welcher Art diese Welt ist, kann sich auch hier aus demjenigen Erlebnis des ›astralischen Menschen‹ offenbaren, welches das Innerlichste ist. Als solches kann man die ›Empfindungen‹ oder ›Bildempfindungen‹ – im oben genannten Sinn – erkennen. In den Begehrungen und Bewegungsimpulsen hat man dagegen etwas, was über das innere Erlebnis hinausweist. Aus einer Welt, die ähnlich ist seiner Welt von ›Bildern‹, bei deren Aufbau er als ›astralischer Mensch‹ dabei ist, müssen auch die Begehrungen und Bewegungsimpulse angeregt sein. – Man kann nun unterscheiden zwischen dem ›astralischen Menschen‹, wie er sich selbst in ›Bildern‹, Begehrungen und Bewegungsimpulsen innerlich erlebt, und dem ›astralischen Menschen‹, welcher die Offenbarung einer außerhalb Bewegungsimpuls und Begehrung liegenden Welt ist. Dieser ›astralische Mensch‹ soll zum Unterschiede von dem ersten der ›astralische Leib‹ des Menschen genannt werden. Er kann ebensowenig sinnlich wahrgenommen werden wie der ›ätherische Leib‹, weil er keine Organe zur physischen Wahrnehmung erzeugt, sondern nur solche zu Empfindung, Begehren und Bewegungsimpuls. Für Bewegungsimpuls und Begehrung ist es ohne weiteres klar, daß sie keine sinnenfällige Wahrnehmung vermitteln können; doch auch für die Empfindung, insofern sie gleicher Art ist mit den Kräften, welche den ›astralischen Leib‹ auferbauen, muß dieses zugegeben werden. Denn auch das Bild, welches durch ein Sinneserlebnis entsteht, löst sich los von diesem Erlebnis und bleibt als Inhalt des ›astralischen Menschen‹. So aber, wie ein losgelöstes ›Bild‹, müssen die Kräfte gedacht werden, welche die Organe des ›astralischen Menschen‹ bilden; nicht wie ein sinnenfälliges Erlebnis. Solange allerdings dieses ›Bild‹ so vorgestellt wird, als ob sein Inhalt aus einem Sinneserlebnis gekommen wäre, kann es die Kräfte, aus welchen der ›astralische Leib‹ gebildet ist, nicht veranschaulichen. Denn zur Entstehung eines solchen Bildes ist ein Sinnesorgan notwendig. Es muß an ein Bild solcher Art, aber nicht von solcher Entstehung gedacht werden. Ein Phantasiebild ist von solcher Art. Solange ein Phantasiebild der bloßen persönlichen Willkür des ›Ich-Menschen‹ entstammt, kann es naturgemäß für die Kennzeichnung der genannten Welt nicht in Betracht kommen. Es muß aus einer außerhalb des ›Ich-Menschen‹ und auch des ›astralischen Menschen‹ liegenden Wirklichkeit hervorgehen. – Unter Berücksichtigung von all dem Gesagten kann man sich eine Vorstellung davon machen, wie beschaffen der ›astralische Leib‹ sein muß. Er ist, nach den Hindeutungen, die sich ergeben haben, ein in der Wirklichkeit wurzelnder Bilderleib, der aus sich heraus die Kräfte der Begehrung und Bewegung anfacht.

In den Gebieten, welche den Sinneserlebnissen entsprechen, war etwas gegeben, was bildlich veranschaulicht werden konnte wie ein Umkreis, an dem verteilt die einzelnen Kräfte liegen, welche sich in den Sinnesorganen als ihren Wirkungen offenbaren. In den Gebieten, welche den Lebensvorgängen entsprechen, konnte das Bild so gewählt werden, daß die einzelnen entsprechenden Kräfte übereinander hinlaufen. Man muß sagen ›übereinander hinlaufen‹; denn die einzelnen Vorgänge durchdringen sich nicht. Die Atmung kommt z. B. dem Erhaltungsprozeß nahe, weil durch den letzteren fortwährend das Organ der Atmung neu aufgebaut werden muß. Aber indem das Atmungsorgan so den Einfluß von dem Erhaltungsprozeß erfährt, wird der Atmungsvorgang selbst nicht verändert. Die beiden Vorgänge: Atmung und Erhaltungsprozeß wirken also aneinander vorbei. – Anders ist dies bei den Vorgängen Bewegung, Begehrung und ›Bildempfindung‹. Diese drei Vorgänge wirken in der folgenden Art. Bildempfindungen erzeugen sich wirksam in Begehrungen; Begehrungen leben in den Bewegungsimpulsen weiter. Es ist daher gerechtfertigt, zu sagen, wenn Bildempfindung auf Begehrungskraft trifft, dann durchdringt die erste die letzte, und in der Begehrung lebt der Inhalt der Bildempfindung weiter. Ebenso lebt in der Bewegung die Begehrung – und zwar mit der Bildempfindung zusammen – weiter. Man kann somit die Kräfte derjenigen Welt, aus welcher der astralische Leib heraus gebildet ist, so bildlich veranschaulichen, daß man sie als drei Kräftegebilde denkt: dasjenige Gebilde, welches den Bildempfindungen entspricht, wirkt auf das, welches die Begehrungen ausströmt, und in dem Gebilde für die Bewegungen leben dann die Wirkungen der beiden ersten Gebilde weiter.

Man wird nun leicht erkennen, daß die Welt, von der hier gesagt ist, daß aus ihr der ›astralische Leib‹ stammt, die gleiche ist, wie die im vorigen Kapitel als ›astralische Welt‹ charakterisierte. Denn es müssen sich die Lebensvorgänge erst in Lebensinstinkte umsetzen, um im ›astralischen Menschen‹ Impulse zu sein. Lebensinstinkte, Bildempfindungen, Begehrungen und Bewegungsimpulse gehören also dem ›astralischen Menschen‹ an, insofern dieser die niedere Geisteswelt schon voraussetzt und selbst in der ›astralischen Welt‹ den Ursprung hat.

   

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