top of page

Fünftes Bild.

Das Geistgebiet. In sinnvollen Farbenfluten erscheinendes Bild; nach oben rötlich in feurig rot verlaufend, nach unten blau in dunkelblau und violett übergehend. Unten eine symbolisch wirkende Erdensphäre. Die auftretenden Gestalten wie mit dem Farbenbild ein Ganzes bildend. Rechts die Gnomengruppe des zweiten Bildes, vor ihr Hilarius, ganz vorne die Seelenkräfte.

Felix Baldes Seele (ganz links stehend, die Gestalt eines Büßers, Gewand jedoch hellviolett mit Goldgürtel):

Hab’ Dank, du Geist, der Welten weise lenkt,

Erlöser mir aus finstern Einsamkeiten;

zur Arbeit und zum Leben weckt dein Wort.

Ich will mir nutzen, was du Welten schenkst,

von denen ich dann sinnen darf, wenn du

die meine in die Dumpfheit sinken lässt.

Zu ihnen trägst du dann auf deinen Strahlen,

was mir im Bilden Kräfte schaffen kann.

Lucifer (bläulich-grün strahlendes Untergewand; hellstrahlendes rötliches mantelförmiges Obergewand, das in flügelartige Gebilde ausläuft; nach oben nicht Aura, sondern Mitra-artige, dunkelrötliche mit Flügeln besetzte Kopfbedeckung; blaues schwertartiges Gebilde am rechten Flügel; gelbes planeten­kugelartiges Gebilde, wie vom linken Flügel getragen. Er steht etwas nach hinten und rechts erhöht über Felix Baldes Seele):

Mein Diener, Wirken deiner Art bedarf

der Sonnenzeit, in die wir eingetreten.

Der Erdenstern empfängt jetzt dumpfes Licht;

es ist die Zeit, wo Seelen deiner Art

am besten an sich selber schaffen können.

Ich lasse dir aus meinem Lichtesquell

des Selbstsinns Keimestriebe hell erstrahlen.

Versammle sie zur starken Kraft des Ich.

Sie werden dir im Erdesein erblühn.

Dort wird die Blüten deine Seele suchen;

sie wird am eignen Wesen sich ergötzen,

wenn sie Ersehntes lustvoll sinnen kann.

Felix Baldes Seele (mit dem Blick nach der Gnomengruppe):

In Fernen dort entschwindet leuchtend Sein;

in Nebelbildern schwebt es nach den Tiefen;

es wünscht im Schweben sich Gewicht zu geben.

Hilarius’ Seele (ins Menschenähnliche umgesetzte Gestalt der stahlblau­grauen Elementargeister; Kopf weniger geneigt, Gliedmaßen menschenähnlicher):

Der Wünsche-Nebel ist des Erdensterns

ins Geistgebiet geworfner Widerschein;

des Sterns, für den du dir in dieser Welt

ein denkend Sein aus Seelenstoffen wirkst.

Für dich ist’s nur ein flüchtig Nebelweben;

für sich sind’s Wesen, seelendicht sich fühlend.

Auf Erden schaffen sie mit Weltverstand

im alten formendurst’gen Feuergrunde.

Felix Baldes Seele:

Ich will, daß ihr Gewicht mich nicht belaste.

Es schafft dem Schwebetrieb den Widerstand.

Ahriman:

Dein Wort ist gut. Ich will es schnell erfassen,

Daß ich es unverdorben mir erhalte;

du selber kannst es dir nicht weiter pflegen.

Auf Erden aber würdest du es hassen.

Straders Seele (Gestalt, von welcher nur der Kopf sichtbar ist, gelbgrüne Aura mit roten und orangenen Sternen; rechts, ent­fernt von Felix Baldes Seele):

Ein Wort im Hall und Widerhall vernehmlich.

Es gibt sich sinnvoll, doch der Hall entschwindet;

den Widerhall ergreift die Daseinslust.

Wohin wird er die Richtung nehmen wollen?

Die andre Philia (wie eine Copie des Lucifer; doch fehlt das Strahlende des Unter- und Obergewandes. Statt des Schwertes eine Art Dolch, und statt des Planeten eine rote Kugel, wie eine Frucht):

Er ziehet sich, Gewicht begehrend, fort;

zum Orte hin, wo leuchtend Sein entschwindet

und nebelbilderhaft in Tiefen dringt.

Bewahrst du seinen Sinn in deinem Reich,

so trag’ ich dir die Kraft zum Nebel hin;

du wirst sie dann auf Erden wiederfinden.

Philia (engelartige Gestalt, gelb ins Weißliche übergehend, mit hellvio­letten Flügeln, hellere Nuance, als sie später Maria hat ‒ alle drei Seelengestalten in der Nähe von Straders Seele):

Die Nebelwesen pflege ich für dich,

daß sie den Willen dir nicht wissend lenken;

vertrauen will ich ihn dem Weltenlicht,

in dem sie deinem Wesen Wärme schaffen.

Astrid (engelartige Gestalt, hellviolette Gewandung, mit blauen Flügeln):

Ich strahle wonnig helles Sternenleben

den Wesen hin, daß sie’s zu Formen dichten;

sie werden deinen Erdenleib erkraften,

dem Wissen fern, doch nah’ dem Herzenstriebe.

Luna (schlanke engelartige Gestalt, blaurote Gewandung mit orangenen Flügeln):

Gewichtig’ Wesen, das Sie lastend Schaffen,

verberg’ ich dir im Sinnenleibe künftig;

daß du es denkend nicht zum Bösen bildest

und so im Erdensein den Sturm erwühlest.

Straders Seele:

Die drei, sie sprachen Worte sonnenhaft; ‒

die wirken mir in meinem Blickekreis.

Gestalten viel an Zahl erschaffen sie;

es keimt in mir der Trieb, zur Einheit sie

mir seelenkräftig sinnvoll umzubilden.

Erwache mir, du Sonnenkönigskraft,

Daß ich dich dämpfen kann am Widerstand;

Ihn trägt mein Wunsch vom Mondeskreise her.

Schon regt sich Goldesleuchten, fühlend warm

und Silberglanz, gedanken-sprühend, kalt;

erglimme noch, Mercurs Begierdetrieb,

vermähle mir getrenntes Weltensein.

‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒

So fühl’ ich wohl, daß wieder mir ein Teil

des Bildes sich erschaffen, das ich hier

aus Welten-Geistes-Kräften wirken muß.

Capesius’ Seele (ist bei den ersten Sätzen Straders erschienen, nur der Kopf zu sehen, der eine blaue mit roten und gelben Ster­nen besetzte Aura hat):

Es taucht am fernen Seelenufer mir

ein Bild empor, das nie mein Sein berührt,

seit ich dem Erdenleben mich entrungen.

Es strahlet Gnade, wirket gütig mild.

Der warme Glanz der Weisheit strömt von ihm;

Und klärend Licht gewährt es meinem Sein. ‒ ‒

Könnt’ ich dies Bild mit mir zur Einheit weben,

erwürb’ ich mir, wonach ich dursten muß.

Doch kenn’ ich nicht die Kraft, die mir das Bild

in meiner Sphäre wirksam machen könnte.

Luna:

Was dir zwei Erdenleben gaben, fühle ‒.

Im ernsten Wandel floss in alter Zeit

das eine dir dahin; von Ehrsucht trübe,

durchlebtest du ein spätres; nähre dieses

mit Gnadenkraft aus jenem andern kräftig,

so werden Jovis Feuerseelen dir

in deinem Blickekreis sich offenbaren;

Du wirst dich weisheitvoll erkraftet wissen.

Dann wird das Bild, das du noch fern

am Ufer deiner Seelensphäre schaust,

in deine Nähe sich bewegen können.

Capesius’ Seele:

Ich bin der Seele wohl verschuldet, die sich

zum Sein bereitet, daß sie sich im Bilde

in meinem Seelenkreise mahnend spiegelt?

Astrid:

Du bist es wohl; doch ruft sie dich noch nicht

fürs nächste Erdensein zum Ausgleich auf. ‒

Gedankenkräfte will das Bild dir geben,

daß du als Mensch den Menschen finden kannst,

der seiner Erdenzukunft Bild dir zeigt.

Die andre Philia:

Es darf das Bild dir näher wohl noch kommen,

doch kann es nicht ins eigne Sein dir dringen. ‒

Drum hemme seinen Wunsch nach deinem Sein,

daß du die Erde wieder finden kannst,

bevor es dir ins eigne Wesen fliesst.

Capesius’ Seele :

Ich fühle vor, was ich ihm danken werde,

wenn ich es mir wohl näher bringen will,

doch frei von ihm mich selbst behaupten kann.

Aus Philias Bereich erschaue ich

gedankenbilderhaft die Kräfte jetzt,

die ich aus seiner Nähe ziehen soll.

Philia :

Wenn bald Saturn der vielen Farben Licht

dir strahlen wird, so nutz’ die Zeitengunst.

Es wird in deine Seelenhülle dann

des Geistverwandten Bild durch seine Kraft

des Denkens Wurzeln pflanzen, welche dir

des Erdenlaufes Sinn enthüllen sollen,

wenn dieser Stern dich wieder tragen wird.

Capesius’ Seele:

Es soll die Weisung, welche du mir gibst,

mich führen, wenn Saturn mir leuchten wird.

Lucifer:

Ich will in diesen Seelen noch erwecken

den Blick in Welten, deren Licht sie schmerzt,

bevor sie diese Sonnenzeit mit Kräften

für spätres Erdensein verlassen können.

Es muß das Leid mit Zweifel sie befruchten.

Ich will berufen jene Seelensphären,

die sie, zu schauen, nicht erkraftet sind.

(Es erscheinen Benedictus’ und Marias Seelen in der Mitte des Gebietes. Benedictus als Gestalt, die wie im Kleinen nachbildet die Konfiguration der ganzen Szenerie. Nach unten geht das Gewand ‒ sich weitend ‒ über in das Blaugrüne; um das Haupt ist eine rot-gelb-blaue Aura zu sehen; das Blau verschwimmt in das Blaugrüne des gan­zen Gewandes. Maria als engelartige Gestalt; gelb in Gold übergehend, fußlos mit hellvioletten Flügeln.)

Benedictus’ Seele:

Ihr drückt gewaltig meinen Weltenkreis

Mit Euren dichten erdbeladnen Sphären.

Wenn Ihr den Selbstsinn weiter kraften lasst,

so findet Ihr in diesem Geistessein

mein Sonnenwesen nicht in Euch erstrahlen.

Marias Seele:

Er war Euch fremd, als Ihr zum letzten Male

das Kleid aus Erdenstoffen tragen mußtet;

doch fruchtet noch in Eurer Seelenhülle

des Sonnen-Wortes-Kraft, mit dem er Euch

in alten Erdenzeiten gütig pflegte.

Erfühlet Eures Wesens tiefsten Trieb,

so werdet Ihr sein Nahen kräftig fühlen.

Felix Baldes Seele:

Es tönen Worte aus mir fremden Kreisen,

doch leuchtend Sein erzeugt ihr Tönen nicht;

so sind sie mir nicht völlig wesenhaft.

Straders Seele:

Ein leuchtend Wesen wirkt am Geistesstrand;

doch schweigt es mir, so viel ich mich auch mühe,

den Sinn der Leuchte-Kräfte zu erlauschen.

Frau Baldes Seele (Gestalt einer Büßerin, Gewand gelborange, Gürtel silbern, sie erscheint ganz nah der Maria):

Ihr Seelen, die jetzt Lucifer berief,

es hört der Büßer Eurer Worte Ton,

doch leuchtet ihm allein das Sonnenwort;

sein Überglanz ertötet Eure Stimmen.

Es schaut der andre Euer Sternenlicht,

doch ist die Sternenschrift ihm unbekannt.

Capesius’ Seele:

Die Sternenschrift! ‒ dies Wort, ‒ es weckt Gedanken;

es trägt sie mir auf Seelenwogen zu.

Gedanken, die im fernen Erdensein

sich herrlich meinem Wesen offenbarten.

‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒

Sie leuchten, doch ‒ sie schwinden schon im Werden;

Vergessen breitet düstre Schatten aus.

Der Hüter (in symbolischer Kleidung, engelartig, an Benedictus’ und Marias Seele herantretend):

Ihr Seelen, die auf Lucifers Gebot

dem Kreis der andern Seelen euch genaht,

ihr seid in meiner Macht an diesem Orte.

Die Seelen, die ihr sucht, ‒ sie suchen euch. ‒

Sie sollen euch in dieser Weltenzeit

in ihren Sphären nicht gedankenhaft

mit ihrem Sein berühren; ‒ hütet euch,

in ihre Kreise euch hineinzudrängen.

Doch wagtet ihr’s, es schadet’ euch und ihnen. ‒

Ich müsst’ des Sternenlichtes euch entkraften

und euch von ihnen weltenzeitenlang

in andre Sphärenreiche hin verbannen.

(Vorhang fällt langsam.)

bottom of page